Grubensislindlarisensis

Veröffentlicht: 01.06.2023 von Georg Hensch


Höhlenmalerei

Es war ein Freitag! Es war bewölkt und leichte Schauern von Regen trieben über das Land. Da war er, der Ureinwohner Lindlars, der bis an die Knöchel im Dreck stand und sich sein Heim baute. Einsam! Verlassen! Vor ihm baute sich diese Mauer auf. Die Mauer, welche er mit seinen eigenen Händen erbaut hatte. Und dann tat er es: Er nahm sich – ja was und ritzte in diese Mauer das Datum, an dem er hier den Putz aufbrachte: 28.07.72! Wer weiß, vielleicht ahnte er, dass ich an einem Pfingstmontag 2023 genau an dieser Mauer sein Werk noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Bevor ich beherzt zur Kelle greifen und das Werk mittels Bitumen-Dichtschicht für immer bedecken würde.

Ist schon merkwürdig, wozu sich Menschen – obwohl sie davon ausgehen müssen, dass da nie wieder einer hinschaut, ihren Fingerabdruck hinterlassen. Jetzt ist für mich die Frage: Was mache ich? In die Dickschicht kann ich das Datum alleine  wegen der DIN-Norm und der dadurch unter die vorgeschriebenen 3 mm kommende Schichtdicke nicht ritzen. Oder sollte ich vielleicht den Lötkolben nehmen und mich in der Dämmung verewigen. Aber schaffe ich dadurch nicht gleichzeitig eine Kältebrücke? Fragen, die sich der Grubenmensch Grubensislindlarisensis 1972 alle nicht zu stellen brauchte.

Früher war einiges einfacher!



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